Der Beginn
Es waren am Anfang etwa 10 bis 15 junge Leute, die sich im Winter 1899 zusammenfanden um einen Verein zu gründen, "wo in loser gesellschaftlicher Form zuerst das Rudern, dann aber auch das Schwimmen, Rodeln, Eislaufen und das Spiel" gepflegt werden sollten. So stand es in der ersten Satzung des Vereins. Sie nannten ihren Verein Sportclub Wetter, kurz SCW. Mit dem Rudern konnte im SCW allerdings noch nicht begonnen werden; zunächst musste ein Ruderboot her.
Das erste echte Boot des SCW wurde 1901 erworben. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass das Jahr 1901 als Gründungsjahr des späteren Ruder-Club Mark angegeben wird. Das Boot bekam den Namen 'Fram', offensichtlich in Anlehnung an das Schiff des Polarforschers Fridjof Nansen. Denn es war wie Nansens Boot aus Eisen und konnte auch bei Treibeis auf der Ruhr eingesetzt werden. Wenig später wurde das erste Sportboot, ein Riemen-Vierer aus Holz, angeschafft und auf den Namen 'Möve' getauft.
Die Boote wurden in einem Schuppen der Wirschaft Deiman (später Tempelmeier) an der Ruhrfähre, unterhalb der jetzigen Ruhrbrücke, gelagert. Das war auf Dauer aber unbefriedigend.
aus dem Stadtarchiv Wetter: Ansicht der 'Oberen Fähre'. Die Lithografie muss zwischen 1848 und 1884 entstanden sein. Im Jahr 1848 wurde die Eisenbahnbrücke in Betrieb genommen. Der Harkortturm auf dem Harkortberg wurde 1884 errichtet und ist hier noch nicht vorhanden.
Aufgrund dessen stellte die Gemeinde Wetter dem Verein neben der Ruhrfähre ein Grundstück für einen Bootsschuppen zur Verfügung. In den ersten Jahren des Jahrhunderts entstand hier ein Holzschuppen, der groß genug war, einen Vierer zu lagern. Bereits wenige Jahre später wurde ein Clubraum angebaut, der etwa 30 bis 40 Personen Platz bot. Zum Schutz gegen das Hochwasser wurde alles auf Pfeiler gesetzt. Dennoch wurden die Räume immer mal wieder von der Ruhr überfutet.
Der erste Bootsschuppen; einige Jahre später wurde ein 40 Personen Platz bietender Clubraum samt einer Ballustrade mit Ruhrblick angebaut.
Das eigentliche Sportgeschehen war zu dieser Zeit noch sehr beschaulich. Geregeltes Training, Leistungsrudern oder gar Regattabesuche standen vorerst nicht auf dem Programm. Die Mitgliederzahl dürfte etwa 30-40 Personen betragen haben. Man pflegte die Geselligkeit, die Freundschaft, feierte Feste - und bildete eine enge Gemeinschaft. Vor dem ersten Weltkrieg zeigten sich schließlich erste Tendenzen, sich allein auf den Rudersport zu konzentrieren.
Der erste Weltkrieg und die Jahre danach
Die Kriegsjahre ließen den Ruderbetrieb nahezu erlahmen. Die jüngeren Jahrgänge waren an der Front und die Daheimgebliebenen hatten andere Sorgen. Ein schon vor dem Krieg geäußerter Wunsch wurde nach dem Krieg Wirklichkeit: Der Verein sollte sich künftig allein dem Rudern widmen. Eine neue Satzung wurde beschlossen und die Mitgliedschaft beim Deutschen Ruderverband und dem Rheinisch-Westfälischen Regattaverband wurde beantragt. Der Verein änderte seinen Namen und nannte sich fortan Ruderverein Wetter, kurz RCW.
1919 hatte der RCW 111 Mitglieder und langsam kam der Ruderbetrieb wieder in Gang. Einige Mitglieder hatten in diesem Jahr als Zuschauer die Hügelregatta in Essen-Baldeney besucht und wollten nun selbst an Regatten teilnehmen. Otto Plate sen., der spätere Vorsitzende des Vereins, initiierte eine Spendensammlung, bei der die erstaunliche Summe von 5.000 Reichsmark zusammen kam. Das ermöglichte neben dem Erwerb des ersten Renn-Vierers auch die notwendige Vergrößerung des Bootsschuppens.
1920 konnte dann endlich zum ersten Mal eine Mannschaft des RCW auf einer Regatta des Deutschen Ruderverbandes starten. Damals ahnte man nicht, dass noch vier Jahre ins Land gehen sollten, bis man wieder auf einer Regatta starten konnte. Denn die Inflation und die wirtschaftlich stets schwieriger werdenden Verhältnisse lähmten das Vereinsleben erneut.
1923 besetzten französische und belgische Streitkräfte das Ruhrgebiet. Am 11. Januar zogen auch durch Wetter französische Verbände und eine Einheit quartierte sich in Wetter ein. Wetter war also besetzt und die Ruhr bildete die Grenze des Okkupationsgebietes. Es war fortan nicht mehr gestattet, die Ruhr zu befahren. Somit war der Ruderbetrieb stillgelegt und auch Versammlungen durften nicht mehr stattfinden.
Erst am 01. Mai 1924 bekam der Verein von der französischen Besatzungsbehörde die Genehmigung, das Vereinsleben wieder aufzunehmen. Der Antrtag auf Wiederaufnahme des Ruderbetriebes wurde jedoch abgelehnt. Erst im Juli kam die Erlaubnis, künftig bis in die Abendstunden zu rudern.
Ende 1924 fielen dann schließlich die letzten Einschränkungen. Neuer Tatendrang und neue Mitglieder belebten den Verein. Boote wurden repariert, das Bootshaus wurde neu gestrichen, die Satzung revidiert und die Beschaffung weiterer Boote für den gesteigerten Ruderbetrieb wurde ins Auge gefasst.
1926 - 25-jähriges Vereinsjubiläum
Am 30. Juni 1926 wurde der Verein ins Vereinsregister beim Amtsgericht Wetter eingetragen. Der Ruderverein Wetter trug jetzt den Zusatz e.V. und war somit eine 'juristische Person'.
Im Oktober 1926 war es dann soweit: der RCW feierte im Hotel Deutsches Haus sein 25-jähriges Bestehen. Den Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten bildete eine Regatta auf der Ruhr mit dem Höhepunkt, der Taufe eines neuen Gig-Vierers auf den Namen 'Fritz Harkort'. Die Vereinsflotte bestand nun aus zwei Renn-Vierern, zwei Gig-Vierern, einem Doppel-Zweier und einem Klinker-Einer.
Die Jahre 1927 und 1928 brachten weitere Fortschritte. Zunächst wurde der dringend benötigte zusätzliche Bootsraum geschaffen. Durch den Anbau eines großen Schuppens an den Südflügel des Clubraumes, war dieser nun von zwei Bootshallen flankiert. Gleichzeitig wurde eine gründliche Reparatur der bestehenden Baulichkeiten vorgenommen. Zudem wurde ein neuer Riemen-Zweier angeschafft.
1929 - Der Harkortsee entsteht
Das Jahr 1929 war eines der ereignisreichsten in der Geschichte des Rudervereins Wetter. An der mittleren Ruhr bei Wetter wurde ein Stausee geplant. Mit diesem Stausee erhielt der Rudersport in der Region einen zusätzlichen Anreiz. Neben den bereits bestehenden Rudervereinen in Wetter und Herdecke befassten sich nun auch in anderen Städten und Gemeinden der näheren Umgebung Interessengruppen mit dem Gedanken, Rudervereine zu gründen. Warum also nicht die vorhandenen Kräfte bündeln statt zu konkurrieren? So versuchten die Verantwortlichen des Rudervereins Wetter zunächst einen Zusammenschluss mit dem Ruderverein Wittekind in Herdecke zu erreichen.
Am 18. Februar 1929 schlugen die Vorstände des Rudervereins Wetter und des RC Wittekind Herdecke ihren Mitgliedern die Vereinigung vor. Man hoffte, dass die am Rudersport Interessierten in Hagen, in Vorhalle, in Volmarstein und in Wengern sich dieser neuen Rudervereinigung anschließen würden.
Nachdem sich bereits die Mitgliederversammlung des Rudervereins Wetter für den Zusammenschluss ausgespochen hatte, stimmten auch die Mitglieder des RC Wittekind am 26. März 1929 mit großer Mehrheit für die Vereinigung beider Vereine. Parallel liefen Besprechungen mit Hagener Kreisen. In der ersten Zusammenkunft am 30. April 1929 entschieden sich auch die Hagener grundsätzlich für einen Zusammenschluss.
Am 12. Juni 1929 beschlossen die Deligierten aus Hagen, Herdecke und Wetter im Hagener Ratskeller, dass der älteste Verein, der Ruderverein Wetter, unter Änderung seines Namens, seiner Satzung und seiner Flagge weiter bestehen sollte. In einer ordentlichen Hauptversammlung am 18. Juni 1929 änderte der Ruderverein Wetter seinen Namen in Ruder-Club Mark (RCM) und wählte eine Kommission zur Ausarbeitung einer neuen Satzung.
Mehr als 30 ruderbegeisterte Hagener schlossen sich sogleich dem neuen RCM an, zusätzlich etliche Schüler der Oberrealschule Hagen. Die Herdecker Gegner dieser Vereinigung gründeten am 09. Oktober 1929 in Herdecke einen neuen Verein, den Ruderclub Westfalen. Der alte Ruderverein Wetter war somit passé. Neue Ziele wurden gesteckt und man schaute zuversichtlich auf die sportliche Entwicklung. Der Bruch mit der Vergangenheit fiel einigen Mitgliedern allerdings schwer.
Der vertraute Begriff "Herrenruderer" verschwand aus der Satzung und im Zuge der Neugründung bildete sich außerdem auch eine Damen-Ruderabteilung. Dass die Frauen ab 1932 sogar als gleichberechtigte Mitglieder mit vollem Stimmrecht anerkannt wurden, war für manch konservatives Mitglied ein Tabubruch.
Der Ruder-Club Mark hatte im Fusionsjahr schließlich etwa 300 Mitglieder. Der Bootspark erhielt wertvollen Zuwachs: die Stadt Hagen stiftete einen Gig-Vierer, ein Renn-Doppelzweier wurde angeschafft und dazu kam die Mitgift der Wittekind-Boote aus Herdecke.
Während der Bauarbeiten für den Harkortsee musste der Ruderbetrieb auf der Ruhr eingestellt werden. Im Zuge dieser Arbeiten verschwand auch die liebgewonnene Idylle an der alten Fähre. Das benachbarte Fährhaus Tempelmeier wurde abgerissen. Es verschwand unter einem Erdwall, der für die Fundamente der Straße und der Brücken nach Hagen aufgeschüttet wurde. Das Bootshaus lag nun isoliert und abgeschnitten unterhalb des neuen Stauwehrs. Der Zugang zum See war versperrt.
Rudern war fortan nur noch von der Ruhrbrücke etwa 150 Meter flussabwärts möglich. Ein völlig unzureichendes Ruderrevier. Es galt daher vordringlich eine Unterbrechung des Ruderbetriebs für den jungen RCM zu verhindern. Als Übergangslösung wurde ein Schuppen am Hensteysee angemietet und notdürftig hergerichtet.
Trotz des beschwerlichen Weges und der unzulänglichen Unterkunft für Mensch und Gerät war die Beteiligung der Vereinsmitglieder äußerst rege. Es wurde sogar an Regatten teilgenommen. Das Provisorium am Hengsteysee konnte aber, da war man sich einig, nur eine Übergangslösung sein.
Nach Fertigstellung des Harkortsees im Jahr 1931 war die Standortfrage und der Bau eines neuen Bootshauses zentrales Thema zahlreicher Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen. Unter Abwägung der zur Verfügung stehenden Optionen wurde letztendlich beschlossen, die Kantine am Oberwassergraben, die für die am Bau des Sees beteiligten Arbeiter errichtet worden war, vom Ruhrverband zu mieten. Damit hatte der Ruder-Club Mark schließlich sein Quartier am Obergraben bezogen.
Die Kantine am Obergraben 1930. Diese Hütte, die für die Bauarbeiter des neuen Harkortsees errichtet wurde, ist die Keimzelle unseres heutigen Bootshauses.
Es war sehr aufwändig, die alte Kantine in ein Bootshaus zu verwandeln. Die Baracke wurde angehoben und der sumpfige Untergrund wurde trockengelegt und mit Schlacke aufgefüllt. Unter großem Einsatz aller Mitglieder wurde gekarrt, planiert, gemauert, gezimmert und gestrichen. Die noch brauchbaren Materialien des alten Bootshauses an der Ruhrfähre fanden hier neue Verwendung. Der fast neue Anbau aus dem Jahre 1927 wurde in einer spektakulären Floßaktion zum neuen Standort transportiert. So enstanden Umkleideräume und ein Clubraum. Wenig später kam dann noch ein Bootsschuppen hinzu, der mit Unterstützung des Gymnasial-Rudervereins Hagen, der dem RCM beigetreten war, errichtet wurde. Mehr als 20 Jahre haben diese drei Gebäude dem Ruder-Club Mark als Heimstätte gedient.
Das Vereinsgeschehen jener Jahre war geprägt von der Weltwirtschaftskrise. Durch die Massenarbeitslosigkeit und die materielle Not wurde jede unnötige Ausgabe vermieden. Dazu gehörten auch die Vereinsbeiträge. Die Folge waren stark rückläufige Mitgliederzahlen auch beim RCM. Von den rund 300 Mitgliedern zur Zeit der Fusion waren 1931 noch 188 übrig, 1932 war die Mitgliederzahl auf nur noch 167 geschrumpft.
Die Jahre von 1933 bis 1939
Ab 1933 verschärften sich die Probleme des Vereins sogar noch. Die männlichen Ruderer waren verstärkt in den Wehrverbänden und den politischen Organisationen gefordert. Der Rudersport musste immer mehr zurückstehen. Ein geregeltes Vereinsleben war kaum noch möglich.
Laut Vertrag hatte der RCM monatlich 100 Reichsmark als Miete für die ehemalige Kantine an den Ruhrverband zu zahlen. Ein Betrag, der die Clubkasse angesichts des stetigen wirtschafltichen Niedergangs in Deutschland und des rapiden Mitgliederschwunds vor immer größere Probleme stellte.
Die vom Club an den Ruhrverband erhobenen Ansprüche auf Ersatz des Schadens, den man durch den Bau des Harkortsees erlitten hatte, konnten nicht durchgesetzt werden. Es musste also etwas geschehen, um aus dieser prekären Lage herauszukommen. Schließlich hatte man wenig Lust, sich nach einem neuen Standort umzusehen. So nahmen die Verantwortlichen ein letztes Angebot des Ruhrverbands an und einigten sich auf eine Kaufsume von 5.000 Reichsmark für die ehemalige Kantine und das 888 qm große Grundstück. Die bis dahin gezahlte Pachtsumme von 1.725 Reichsmark wurde voll auf den Kaufpreis angerechnet. Der Rest wurde unverzinslich gestundet und in monatlichen Raten getilgt. Damit war der Ruder-Club Mark Besitzer eines Vereinsheims auf eigenem Grund und Boden.
Ab 1935 ging es mit dem Ruderbetrieb langsam wieder aufwärts. Es wurden wieder Mannschaften gebildet und man nahm an Regatten teil. Mit dem gesellschaftlichen Leben im Verein ging es allerdings bergab. Ein neues Gesetz der nationalsozialistichen Machthaber griff nun empfindlich in das Vereinsleben ein. Die Leitung von Sportvereinen durfte nur noch in den Händen bewährter Parteigenossen liegen. An offiziellen Clubveranstaltungen gab es lediglich den alljährlichen Tag des deutschen Rudersports, der auch gleichzeitig in ganz Deutschland Tag des Anruderns war, einige kleine Feste und die notwendigen Mitgliederversammlungen. Die deutschen Sportverbände verloren ihre Selbständigkeit und wurden Teil des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen. Die Vereinssatzungen wurden außer Kraft gesetzt. Es galt nun für alle die Einheitssatzung des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen.
Der zweite Weltkrieg
Durch den Krieg verkümmerte das Vereinsleben erneut. Der Ruderbetrieb wurde zunächst noch von den Schülern der Städtischen Oberschule und den Damen aufrecht erhalten. Alle anderen waren zumeist eingezogen oder hatten andere Verpflichtungen. Mit der Verschärfung der militärischen Lage und der Zunahme der Luftangriffe wurde der Rudersport gänzlich lahmgelegt. Das Bootshaus verwaiste, jeder musste sich um seine eigenen Belange kümmern.
Der erste schwere Schlag infolge des Krieges traf den Verein am 17. Mai 1943. In der Nacht zuvor hatte die britische Royal Airforce die Sperrmauer der Möhnetalsperre bombardiert. Mehr as 60 Millionen Kubikmeter Wasser ergossen sich in einer mehreren Meter hohen Flutwelle und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 kmh ins Tal der Möhne und der Ruhr. Gegen 7 Uhr morgens erreichten die Wassermassen Wetter und gegen 10 Uhr hatte die Flut ihren Höchststand erreicht. Die mitgeschwemmten Trümmerstücke zeugten von den Zerstörungen der Nacht: Balken, Häuserteile, Möbelstücke, Stallungen, Zäune und Tierkadaver wurden von dem gewaltigen Strom mitgerissen.
Schon bald waren die Clubräume überflutet. Es war ein Glück, dass der Hauptstrom der Wassermassen dem Ruhrlauf folgte und es war ein weiteres Glück, dass der Damm des Obergrabens in einer Länge von 60 bis 80 Metern brach und den Wassermassen den Abfluss Richtung Ruhr ermöglichte. Nur diesen Umständen ist es zu verdanken, dass das Bootshaus vor der völligen Zerstörung bewahrt wurde. Nachdem das Wasser abgeflossen war, begann das große Aufrämen. In tagelanger Arbeit wurde der Schlamm aus dem Gebäude gekarrt. Noch lange musste gefegt, gespritzt und gewischt werden, um die letzten Spuren der Flut zu entfernen. Während der Wintermonate wurde dann eine neue Ponte gebaut, die als Ersatz für die fortgerissene alte bewilligt worden war. So konnte das Bootshaus im Frühjahr 1944 in neuem alten Glanz erstrahlen.
Bald darauf wurde eine Flüchtlingsfamilie in den Räumen des RCM einquartiert. Unmittelbar folgte noch eine Gruppe 'Landser', ein Sprengkommando, dass die strategisch wichtigen Brücken der Stadt mit Dynamit spickte.
Am Abend des 11. April 1945 schlugen die ersten Granaten der amerikanischen Artillerie in Wetter ein. Am nächsten Tag sprengten die sich zurückziehenden deutschen Truppen die beiden Ruhrbrücken. Am 13. April 1945 marschierten die Amerikaner in die Stadt Wetter ein.
Der Neubeginn
Der Ruder-Club Mark hatte die Kriegsjahre im Großen und Ganzen glimpflich überstanden. Das Bootshaus war zwar ramponiert und geplündert, aber weitgehend erhalten. Andere Rudervereine mussten die komplette Zerstörung ihres Besitzes erleben und hatten es beim Neustart erheblich schwerer.
Wetter wurde zunächst von den Amerikanern und später von den Briten besetzt. Beide sahen den Harkortsee als ideales Freizeitrevier. Die Paddelboote unseres Vereins hatten es den Amerikanern angetan. Als man später nachzählte, fehlten aus unserem Bootshaus 30 Boote, 11 davon waren allerdings ordnungsgemäß requiriert worden. Die Briten waren von Haus aus Rudersportler und so verschwanden später auch einige Ruderboote.
Mit den verbliebenen Booten begann allmählich der Neubeginn des Vereins. Nach und nach fanden sich die Mitglieder wieder zusammen. Obwohl jede Vereinstätigkeit von den Alliierten untersagt worden war, haben die Märker schon verhältnismäßig früh ihren Club wiederbelebt. Sogar ein neuer Vorstand wurde eingesetzt. Das alles geschah zunächst heimlich, still und leise. So hatte der RCM bereits eine feste Struktur, als Vereine von den Alliierten wieder zugelassen wurden. Es war mal wieder, wie schon nach dem 1. Weltkrieg, ein hoffnungsvoller Aufbruch in eine neue Zeit.
Bald wurde im Verein erneut der Wunsch laut, sich wieder im sportlichen Wettkampf zu messen und an Regatten teilzunehmen. Im Juni 1946 fand offiziell die erste deutsche Nachkriegsregatta statt; in Homberg am Niederrhein. Für den Ruder-Club Mark ein Neustart, der besser nicht hätte sein können: vier Siege und einen zweiten Platz haben die Märker dort errungen. Es folgten 33 Regattasiege in den Nachkriegsjahren von 1946 bis 1950.
Es war seinerzeit allerdings nicht leicht, die verschiedenen Regattaorte anzufahren. Weder Zugmaschine noch Bootsanhänger waren vorhanden. Die Boote wurden auf Lastkraftwagen verladen, die von hiesigen Fuhrunternehmern zur Verfügung gestellt wurden. Es mussten Benzingutscheine besorgt und Fahrerlaubnisse beantragt werden. Und wenn alles organisiert war, kamen nicht nur die Boote und die Ausleger auf die Ladefläche, sondern auch die Ruderer selbst. Mitunter stundenlang, auf schlechten Straßen. Schon die Fahrt zu den Regatten war eine Herausforderung.
Die folgenden Jahre waren geprägt von zahlreichen Um-, Aus- und Anbauarbeiten. Im Jahr 1947 hatte der Verein bereits wieder 207 Mitglieder.
Am Bootshaus um 1950
Die fünfziger Jahre
Das herausragende Ereignis dieser Zeit war natürlich das 50-jährige Vereinsjubiläum am 28. Juli 1951. Es gab ein Fest mit zahlreichen Darbietungen und als sportlichen Höhepunkt eine Kurzstreckenregatta auf dem Obergraben. An den neun Rennen beteiligten sich auch die befreundeten Vereine RV Bochum und RC Witten. Die Polizei schätzte unglaubliche 6.000 Zuschauer. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein großes Feuerwerk.
Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten zog am Obergraben wieder der Alltag ein. Die angespannte Finanzlage war ein Dauerthema. Die am 4. November 1950 beschlossene Beitragserhöhung auf 5 Mark, die erste seit 1924, brachte zwar eine gewisse Entlastung, reichte aber bei weitem nicht aus, die prekäre Finanzlage zu entspannen. Aus dieser Not heraus wurde eine besondere Art der Geldbeschaffung ins Leben gerufen. Ein 'Baustein' genannter Gutschein wurde gedruckt, der in Stückelungen von 5, 10, 20, 50 und 100 DM an Mitglieder und Freunde des Vereins verkauft wurde. Dieser Baustein konnte ab dem 1. Januar 1953 zinslos wieder eingelöst werden. Die Verantwortlichen spekulierten darauf, dass die Mehrheit der Besitzer ihre Papiere bei Fälligkeit in Spenden umwandeln oder schlicht vergessen würde. So geschah es dann auch, weshalb dieses Verfahren 1959 erneut aufgelegt wurde.
Aus sportlicher Sicht hatte der RCM durchaus erfreuliche Nachrichten zu melden: In den 50er Jahren gab es 35 Regatta-Siege. Gleichzeitig wurde der Breitensport zu einer tragenden Säule des Vereins. Das Freizeitrudern auf dem Harkortsee fand immer mehr Anhänger. Diese Wassersportfreunde hatten mit Leistungssport wenig im Sinn.
Eine Besonderheit dieser Zeit war das Stilrudern für die Damen. Dabei standen Ästhetik und technische Eleganz im Vordergrund. Grazie und Anmut statt Kraft und Schweiß. Seinerzeit galt es noch als unschicklich und medizinisch höchst bedenklich, wenn Damen sich rudersportlich betätigten. Diese Eigenart des weiblichen Ruderns, die auch beim RCM gepflegt wurde und sogar in Wettbewerben vor dem Bootshaus stattfand, hatte allerdings nur bis Ende des Jahrzehnts Bestand. Dann wurde sie vom Deutschen Ruderverband wieder abgeschafft.
Und schließlich gab es noch das Wanderrudern. Neben den Touren in den vertrauten Revieren, die Ruhr rauf und runter, von Schwerte bis Essen, wagte man sich jetzt auch auf längere Touren. Der Sorpesee und die Mosel waren bevorzugte Gewässer. Aber auch Marathonstrecken wurden bewältigt. So sind drei Ruderer 1956 von Kassel bis Dortmund, über die Fulda, die Weser, den Mittelland- und den Emskanal gerudert. Und 1957 von Trier bis Wetter, über die Mosel, den Rhein und die Ruhr. Ingesamt gab es also in den 50er Jahren ein breites Spektrum an sportlichen Aktivitäten im Ruder-Club Mark.
Große Sorgen bereitete allerdings der bauliche Zustand des Bootshauses. Es war Zeit für eine gründliche Renovierung. Aus dem dreiflügeligen Bretterbau des RCM wurde ein zweistöckiges, solide gemauertes Haus. Die Clubräume wurden in den zweiten Stock verlegt, der Rennbootschuppen wurde ausgebaut und zum Duschen gab es sogar warmes Wasser. In einem späteren Bauabschnitt sollte dann der Paddelbootschuppen über die Bootshalle verlegt werden. Am 16. Juli 1958 konnte das Richtfest gefeiert werden und am 23. Mai 1959 fand die Einweihung des neuen Bootshauses statt.
Die sechziger Jahre
Anfang der 60er Jahre sorgte der deutsche Rudersport international für Furore. Bei den olympischen Spielen in Rom 1960 wurden drei Goldmedaillen gewonnen und bei den ersten Ruderweltmeisterschaften in Luzern 1962 sogar fünf. Das brachte dem Rudersport in Deutschland großen Aufwind. Das spürte man in allen Vereinen, auch im Ruder-Club Mark. Der Mitgliederzuwachs in diesen beiden Jahren war beträchtlich und es war erfreulich, dass sich neben den Jugendlichen auch viele Ältere für das Rudern begeisterten. Durch die neuen Mitglieder kam neuer Schwung und frisches Leben in den Verein.
Es gab in diesen Jahren auch wieder Bauarbeiten am Obergraben. Vereinsheim und Nebengbäude bekamen ein einheitliches Dach und die Paddelboote konnten nun über den Bootshallen gelagert werden. Außerdem wurde eine Hausmeisterwohnung geschaffen, damit die gesamte Anlage endlich unter Aufsicht kam. Im im Dezember 1963 konnte die erste Pächterfamilie die neue Wohnung beziehen. Ein langgehegter Wunsch des Vereins war nun erfüllt: das Bootshaus war bewacht und konnte bewirtschaftet werden.
Der Sportbetrieb, der während der langen Bauphasen sehr gelitten hatte, konnte mit neuem Schwung durchstarten. Das zeigte sich in allen Bereichen, sowohl beim Schüler- als auch beim Breiten- und beim Leistungssport. Der Ansturm auf die Bootsplätze war so enorm, dass der Vorstand einen Bootsbelegungsplan erstellen musste. Auch das Wanderrudern bekam neuen Aufwind: Mit Kind und Kegel befuhr man die verschiedensten Flüsse und Seen Deutschlands.
1963 schloss sich die Ruderriege der Pädagogischen Hochschule Hagen dem Rudercub Mark an. Die Pädagogen sorgten für einen erfreulichen Zulauf und einen verstärkten Ruderbetrieb.
Die siebziger Jahre
In den 70er Jahren hatte der Rudersport in Deutschland bei Weitem nicht mehr die Bedeutung, wie noch in den 60ern. Der Ruhm des einst so erfolgreichen Deutschland-Achters war mittlerweile verblasst und die Ergebnisse in den internationalen Vergleichen waren bescheiden. Die Auswirkungen spürte man auch am Harkortsee.
Am 13. Januar 1972 einigten sich die Vereine RC Westfalen Herdecke, SG Demag Wetter und der Ruder-Club Mark nach längeren Vorbereitungsgesprächen, ihre rennsportlichen Aktivitäten in der Ruder-Vereinigung Harkortsee zusammenzuführen.
"Das stark gestiegene Leistungsniveau im deutschen Rudersport, die erhöhten Anforderungen an die Leistung des Wettkampftrainings und die vermehrten Aufwendungen für die Durchführung der Wettkämpfe stellen den rudersporttreibenden Vereinen Aufgaben, die sie in der herkömmlichen Art dauerhaft nicht mehr erfüllen können. Der Verein hat deshalb den Zweck, Wettkampftraining und Wettkämpfe gemeinsam zu betreiben", heißt es in der von den Deligierten der drei Vereine beschlossenen Vereinbarung.
Doch die Rudervereinigung Harkortsee brachte nicht die Ergebnisse, die sich die Gründer erhofft hatten. Nach Anfangserfolgen mit 48 Siegen 1972, 30 Siegen 1973 und 34 Siegen 1974, traten Ermüdungserscheinungen auf. Die Kooperationsbereitschaft der Vereine ließ nach und die Mentalität der Ruderer blieb davon nicht unberührt. Ab 1976 war die Rudervereinigung Harkortsee nicht mehr aktiv. Ein erwartungsvoll gestartetes Experiment war gescheitert. Am 14. Dezember 1978 wurde die Rudervereinigung Harkortsee, nach einstimmigem Beschluss der Mitgieldsvereine, offiziell aufgelöst.
Profitiert hat von der Rudervereinigung Harkortsee zweifellos die sportliche Entwicklung der 14- bis 18-Jährigen. Diese Jugendlichen konnten Ende der 70er Jahre viele Erfolge erzielen. Nicht zuletzt durch den Beitritt der Schülerruderriege des Theodor-Heuß-Gymnasiums Hagen im Oktober 1976.
Ein Höhepunkt dieser Zeit war die erste Harkortseeregatta, die der Ruder-Club Mark am 26. und 27. April 1975 ausrichtete. Man wagte den Versuch, im offiziellen deutschen Regattageschehen mitzumischen und sich einen festen Platz im Regattakalender des Deutschen Ruderverbandes zu sichern.
"Wir begannen", so schreibt einer der Organisatoren, "mit dem Versprechen, eine Ruderregatta auf dem Harkortsee zu schaffen, wovon der Verein schon seit etlichen Jahren träumte. Und wir begannen in Wirklichkeit mit nichts! Wir hatten keine Erfahrung, wir hatten keine Startnummern, keine Einrichtungen für den Streckenaufbau, keine Regattabüros, keine Mitarbeiter. Wir hatten keine ..., keine ..., keine!"
Am Ende stand der Erfolg. Die Verantwortlichen hatten es geschafft, Mitglieder zu motivieren und zusätzliche Helfer zu gewinnen. Strahlender Sonnenschein, 44 Vereine und Renngemeinschaften, 251 Boote, 532 Ruderer und 67 Rennen. Die Teilnehmer, die Besucher und auch die Offiziellen des Deutschen Ruderverbandes sparten nicht mit Lob. Alles in Allem eine erfreuliche Premiere dieser Regatta, die nun in die offiziellen Regattapläne aufgenommen wurde und bis 1990 jährlich stattfand.
Das nächste Großereignis war das 75-jährige Jubiläum des Vereins im Jahre 1976 mit einem Festabend am 21. Mai, einem Haus der offenen Tür am 22. und 23. Mai und einem abschließenden Jubuläumsball am 12. Juni im Stadtsaal Wetter.
Die letzte größere Baumaßnahme in der Geschichte des Ruder-Club Mark begann 1979. Die bauliche Substanz des Bootshauses sollte vergrößert und verbessert werden. Mit einem Etat von 100.000 DM wollte man die Bootslagerfläche vergrößern, einen Jugendraum schaffen und die Gesellschafträume und den Garten sanieren. Durch Eigenleistungen und mit den in Aussicht gestellten Mitteln sollte das ohne größere Schwierigkeiten zu bewerkstelligen sein.
Einlauf der Achter bei der 1. Harkortseeregatta am Sonntag, 27. April 1975
Die achtziger und neunziger Jahre
"Nach fast zwei Jahren mühevoller Reise durch die vielen Instanzen ist es nun endlich soweit: Unsere Anträge sind jetzt von allen Behörden genehmigt worden", stand im August 1980 im Märker. Und im Dezember 1980 wurde ebenfalls im Märker gemeldet: "Unser Bauvorhaben ist nunmehr im Rohbau fertiggestellt und winterfest gemacht worden."
Als der Ruder-Club Mark am 13. Juni 1981 sein 80-jähriges Vereinsjubiläum feierte, erfolgte die Übergabe der Erweiterungsbauten und der neugestalteten Räumlichkeiten im Bootshaus am Obergraben. Seitdem hat das Bootshaus seine heutige Gestalt. Das 100.000 DM-Projekt hatte sich allerdings zu einer 146.000 DM-Investition entwickelt. Es war das vorerst letzte Kapitel in der langen Baugeschichte des Ruder-Club Mark.
Am 25. und 26. April 1981 fand die 7. Harkortsee-Regatta statt. Es war die mit 56 teilnehmenden Vereinen und Renngemeinschaften, mit 520 Booten und 1.009 gemeldeten Ruderinnen und Ruderern die größte ihrer Art. 1981 war der Ruder-Club Mark außerdem Ausrichter der Nordrhein-Westfälischen Landesmeisterschaften. Die fanden am 3. und 4. Oktober auf dem Harkortsee statt. 45 Vereine, 228 Boote und 609 Teilnehmer waren in 37 Rennen vertreten.
Ab 1982 fand das sportliche Club-Leben überwiegend im Breitensport statt. Das Rennrudern wurde fast ausschließlich von einigen wenigen Jugendlichen betrieben. Zur gleichen Zeit begann im benachbarten Dortmund unter der Flagge des RC Hansa der aufsehenderregende Höhenflug des späteren Ruder-Leistungszentrums Ruhr Ost. Dortmund hatte die Nachfolge von Ratzeburg angetreten. Auf dem Dortmund-Ems-Kanal wurden effizienteres Training und bessere Betreuung geboten. Das sprach sich in Ruderkreisen herum und so war es unvermeidlich, dass es ambitionierte Rennruderer nach Dortmund zog, zum Bedauern ihrer Heimatvereine.
Vom 23. bis 26. Juni 1981 richtete der Ruder-Club Mark zum zweiten mal nach 1977 für den Deutschen Ruderverband den nunmehr 15. Bundeswettbewerb für Jungen und Mädchen aus. Wieder ein Großereignis, bei dem 105 Vereine aus 10 Bundesländern, 368 Teilnehmer und viele Betreuer, Trainer und Offizielle begrüßt werden konnten und untergebracht werden mussten.
Wie schon oftmals zuvor, bewies sich die Stadt Wetter als engagierter und hilfsbereiter Partner. Die Übernahme der Schirmherrschaft durch Bürgermeister Ulrich Schmidt, die Bereitstellung des Schulzentrums in Oberwengern mit Hallenbad und Turnhalle, des Stadtsaales und des Freibades, zeigten die enorme Hilsbereitschaft.
Neben der Untertsützung durch die Stadt Wetter verdient vor allem die Firma "Mannesmann-Demag Fördertechnik" lobende Erwähnung. Deren Werkskantine übernahm die Verpflegung der mehreren hundert Gäste. Der Ruder-Club Mark, als kleiner Provinzverein, hatte für die deutsche Ruderjugend ein großartiges Sportfest ausgerichtet!
Beim RCM selbst, spielte das Rennrudern in den folgenden Jahren eine untergeordnete Rolle. Bis Jürgen Hecht, eines der jungen Talente des Ruder-Club Mark, auf nationaler und internationaler Ebene von sich reden machte. Er war mittlerweile in das Leistungszentrum Dortmund berufen worden und ruderte dort für den RCM im neugebildeten Achter der Renngemeinschaft in der Männer-B-Klasse.
Drei aufeinanderfolgende Siege 1988, 1989 und 1990 bei den 'Eichkranz-Rennen', den inoffiziellen Deutschen Meisterschaften und einige internationale Titel waren Erfolge, mit denen er und seine Mitruderer für Aufsehen sorgten. Schließlich gewann Jürgen Hecht auch in der Männer-A-Klasse mit seinem Team am 05. August 1990 in Duisburg-Wedau auf Anhieb den Meistertitel im Vierer ohne Steuermann.
Erstmals in der Vereinsgeschichte wurde damit ein Mitglied des Ruder-Club Mark in die offizielle Meisterschaftsliste des Deutschen Ruderverbandes eingetragen. 1991 gewann Jürgen Hecht mit Wolfgang Klapheck den deutschen Meistertitel im Zweier ohne Steuermann. Beide wechselten im selben Jahr in den Deutschland-Achter und gewannen den Titel bei den Weltmeisterschaften in Wien.
Jürgen Hecht, Ruderweltmeister 1991
mit dem Deutschland-Achter in Wien